Zusammenspiel von niedergelassenen Ärzt:innen, digitalen und telemedizinischen Leistungen
_fbeta-Studie im Auftrag der vitagroup GmbH: Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren einer hybriden und regionalen ambulanten Versorgung
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat in den letzten sechs Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen: Wesentliche Trends und regulatorische Impulse waren dabei digitale Infrastrukturen und Leistungen, Telemedizin und Terminservice sowie hybride Versorgung. Diese Services ermöglichen Bürger:innen im Bedarfsfall einen breiten Zugang in die Gesundheitsversorgung. Auch längere krankheitsspezifische Versorgungsketten werden zunehmend sowohl analog als auch digital oder hybrid abgebildet.
Trotz dieser Trends und Impulse wachsen digitale und analoge Angebote noch zu wenig zusammen. Zwischen den relevanten Akteuren sind das Verständnis sowie ein entsprechendes Zielbild eines hybriden Versorgungsangebotes noch zu wenig vorhanden. Es fehlt entlang des Zielbildes an einer Neujustierung der Ebenen von Kooperation und Wettbewerb zwischen den Akteuren. Zudem ist die Nutzerorientierung bei den unterschiedlichen Angeboten zwar viel diskutiert, aber nach wie vor zu wenig implementiert. Das Ergebnis ist die bislang noch geringe Akzeptanz und somit ist die Produktivitätssteigerung, die demografiebedingt erforderlich und technisch möglich ist, noch kaum erschlossen. Hier setzt die Machbarkeitsstudie an.
Aktuelles
Abschlussveranstaltung: Präsentation der Studienergebnisse
Donnerstag, 21.03.2024, 15:00–17:00 Uhr
Wenn in Zukunft die reine Vor-Ort-Versorgung in der Arztpraxis nicht ausreicht oder sogar nicht einmal gewährleistet werden kann, braucht es ergänzende und den Arzt und die Ärztin unterstützende Leistungen. In der smarten Verknüpfung physischer und digitaler Leistungen steckt daher ein enormes Potenzial zur weiteren Sicherstellung der ambulanten Versorgung.
Eine solch hybride ambulante Versorgung benötigt unter anderem weitere Gesetze, angepasste Geschäftsmodelle zwischen Selbstverwaltung und Industrie und viel Mut im Einsatz neuer Technologien innerhalb bestehender Versorgungspfade.
Diesen und weiteren Aspekten sind wir im Rahmen einer Zukunftsstudie im Auftrag der vitagroup nachgegangen. In mehreren Workshops wurden diese Fragen ein Jahr lang mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen der Gesundheitsversorgung diskutiert und erörtert. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Eine gemeinsame Abschlussveranstaltung von vitagroup und _fbeta bietet die Möglichkeit, die Ergebnisse im Detail zur erfahren:
Trends und Regulierung – Fortschritte und Herausforderungen der Digitalen Transformation rund um die ambulante Versorgung
Erfolgreiche Entwicklungen bei Infrastruktur, Telemedizin und hybrider Versorgung – aber noch Hemmnisse und offene Fragen bei Kooperation, Wettbewerb und Nutzerorientierung
Mit Beginn der letzten Legislaturperiode gab es drei Segmente in denen die Digitale Transformation das Gesundheitswesen begonnen hat:
Infrastruktur und digitale Leistungen: Die nationale E-Health-Infrastruktur wurde organisatorisch und inhaltlich neu justiert, es fehlt jedoch hier nach wie vor die Akzeptanz für einen wirksamen Einsatz. Der Fokus liegt weiterhin auf wenig flexiblen und verwaltungsorientierten Fachanwendungen. DiGA und DiPA hingegen wurden als neue Leistungsbereiche geschaffen und der Markt entwickelt sich langsam, aber stetig. Die engere Integration mit dem ambulanten Sektor ist weiterhin noch wenig gegeben.
Telemedizin, Terminservice und Versorgungssteuerung: Die Telemedizin hat in den letzten Jahren veränderte Rahmenbedingungen erhalten und mehr Akzeptanz gefunden. Terminservice und daran anschließende Services sind gesetzlich weiter geregelt worden. Die Ärzteschaft befindet sich weiterhin in Suchprozessen um die eigene Rolle in diesem Feld. Mit dem Rückzug wesentlicher Telemedizinanbieter vom deutschen Markt rückt auch hier die Frage der stärkeren Zusammenarbeit zwischen ambulanten Haus- und Fachärzten und telemedizinischen sowie digitalen Angeboten bzw. Anbietern in den Fokus. Ein niedrigschwelliger Zugang soll durch den geplanten Ausbau der Telemedizin, wie er in der im März 2023 vorgelegten Digitalstrategie des BMG skizziert wird, möglich sein. Wesentliche Aspekte sind hier die durch Fachpersonal assistierte Telemedizin sowie die Aufhebung der 30-Prozent-Limitierung für telemedizinische Leistungen.
Hybride Versorgung: Zudem steht im Kontext der Digitalisierungsstrategie des BMG personalisierte, integrierte, hybride Versorgungsprozesse als ein wesentlicher Aspekt auf der politischen Agenda. Sie betten sich in Datennutzungsgesetz, Digitalisierungsgesetz sowie ggf. die Krankenhausreform ein und sind für dieses Jahr angekündigt. Mit der Einführung der Disease-Management-Programme wurden deutschlandweit Versorgungsprozesse erstmalig auch in den Arztinformationssystemen implementiert. In der Personalisierung, Flexibilisierung und digitalen Abbildung solcher Prozesse liegt ein weltweit noch kaum gehobenes Innovationspotenzial – für das es noch kaum Zielbilder gibt.
Die Digitale Transformation braucht Zielbilder für relevante Versorgungszenarien und deren Ökosysteme
Marktsituation: Die nun auch vorhandenen digitalen und telemedizinischen Angebote erweitern Bürger:innen im Bedarfsfall zusätzlich zu den bestehenden analogen Versorgungsstrukturen den Zugang in die und die Darreichungsform der Gesundheitsversorgung. Sowohl in der Digitalstrategie des BMG als auch der Weiterentwicklung von DiGA und DiPA werden zunehmend nicht nur dieser Zugang in die Versorgung, sondern längere krankheitsspezifische Versorgungsketten adressiert und analog, digital oder hybrid abgebildet. Der Etablierungsgrad ist hier noch im frühen Stadium der Forschung und Entwicklung oder Pilotprojekten.
Eine flächendeckende Akzeptanz oder gar technische Standards haben sich noch wenig etabliert. Auch haben sich notwendige neue Formen der Kooperation zwischen klassischen ambulanten Leistungserbringern und neuen Anbietern für Telemedizin, digitalen Leistungen und technischen Plattformen noch zu wenig gebildet und gefestigt. Gleiches gilt für die Hersteller von Primärsystemen und weiteren Plattformen.
Hemmnisse: Zwischen diesen Akteuren sind das Verständnis und ein Zielbild eines hybriden Versorgungsangebotes, welches an Terminservice und Bedarfsermittlung andockt, noch zu wenig gegeben. Auch nicht vorhanden ist eine Klärung der Ebenen der Kooperation und des Wettbewerbs zwischen den relevanten Akteuren. Zudem zeigt die geringe Akzeptanz auf verschiedensten Ebenen, dass die Nutzerorientierung bei den unterschiedlichen Angeboten zwar viel diskutiert, aber nach wie vor zu wenig implementiert ist. Diese drei Kernthemen bilden aktuell wesentliche Hemmnisse in der Etablierung hybrider Versorgungsprozesse im Gesundheitswesen.
Gemeinsames Zielbild, Koopetition und besserer Nutzerorientierung im regionalen Kontext der hybriden ambulanten Versorgung
Gegenstand des Projektes ist der ambulante Fall im regionalen Kontext mit Fokus auf Haus- und fachärztliche Versorgung. Das Ziel ist es, unter den relevanten Akteuren wie Ärztegruppen, Patientenvertretern und Anbietern digitaler, telemedizinischer und Infrastruktur-Leistungen ein gemeinsames Zielbild für eine hybride ambulante Akutversorgung zu schaffen. Als Ergebnis sollen ein konzeptioneller Vorschlag zum Zielbild, der Koopetition und der Nutzerorientierung entlang des Use Cases entstehen
Gemeinsame Interaktion und Kommunikation mit den verschiedenen Zielgruppen als treibender Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche und praxisnahe Entwicklung
Die Zukunftsstudie erfolgt methodisch angelehnt an ein Delphi-Verfahren entlang der drei Kernthemen Zielbild, Koopetition und Nutzerorientierung. Dafür werden Vertreter aller relevanten Akteursgruppen – der niedergelassenen Ärzte, potenzielle strategische Kooperationspartner sowie politische Akteure – einbezogen. Gemeinsam soll der Optionsraums einer hybriden Versorgung analysiert und ein Zielbild abgeleitet werden. Der Austausch und die gemeinsame Kreation des Zielbildes unter den Akteuren des Ökosystems ist dabei der Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche und praxisnahe Entwicklung. Die Entwicklung des Zielbildes erfolgt u.a. über drei Sprints mit Analysen, Vorkonzeption und Expertenworkshops. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden hier veröffentlicht und stehen als Diskussionsgrundlage der breiteren Fachöffentlichkeit und der Politik zur Verfügung.
Entwicklung des Zielbilds
- Grobkonzeption eines hybriden Versorgungsmodells
- Analyse und Modellierung von Use Cases
- Abstrahierung von System- und Datenmodellen
- Herausarbeitung kritischer Erfolgsfaktoren, Treiber, Hemmnisse
Koopetition
- Analyse der Wertschöpfungssphäre und Geschäftsmodelle für hybride Versorgung
- Regulatorische Rahmenbedingungen
- Definition von Kooperations- und Wettbewerbsebenen
Nutzerorientierte Analyse
- Erarbeitung eines nutzerorientierten Zielbildes der hybriden Arztpraxis
- Analyse der Anforderungen an die Nutzbarkeit
- Erarbeitung des Zusammenspiels von Systemen, Komponenten und Funktionen
_im Gespräch
Hybride Versorgungssysteme von morgen – Expertenmeinungen
Wie können wir auch in Zukunft ambulante Versorgung gewährleisten? Wie können wir physische und digitale Leistungen optimal miteinander verbinden, ohne dabei Insellösungen zu erzeugen? Über diese und mehr Fragen spricht Emek Altun, Geschäftsführer des vitagroup Health Dialog mit namhaften ExpertInnen aus der Gesundheitsbranche.
Weitere Expert:innenmeinungen finden Sie auf unserem YouTube-Kanal.