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Multimodal, digital, alltagsnah – das Projekt lebenDIG als Antwort auf den weißen Fleck der Lungenembolienachsorge  

Ausgangssituation: Die unsichtbare zweite Krankheitsphase 

Die akute Lungenembolie ist ein medizinischer Notfall, der schnelles Handeln erfordert – doch auch nach überstandener Akutbehandlung sind viele Patient:innen nicht gesund im eigentlichen Sinne. Über 50 Prozent klagen über anhaltende Leistungseinschränkungen, die nur schwerlich für weitere Therapieentscheidungen objektivierbar  gemacht werden können. Rund 2,3 Prozent entwickeln eine chronische Form der Erkrankung. In Deutschland betrifft das jährlich zehntausende Menschen von einer akuten Lungenembolie betroffen – mit unklarer Perspektive auf ihre gesundheitliche Entwicklung. Das größere Risiko offenbart sich erst mit indikationsübergreifendem Blick, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der akuten Lungenembolie innerhalb der nächsten 5 Jahre „irgendeine“ weitere kritische kardio-pulmonale Erkrankung folgt, ist substanziell im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöht. Medizinisch gesehen beginnt damit eine zweite Phase – die Phase der Nachsorge. Die Leitlinie empfiehlt hierfür eine strukturierte Begleitung, etwa 3 bis 6 Monate nach dem Akutereignis. Ziel: Risiken frühzeitig erkennen, Komplikationen verhindern, Lebensqualität sichern. Doch genau hier zeigt sich eine systemische Versorgungslücke. 

Herausforderungen: Wenn Nachsorge zur Versorgungslücke wird 

Die Versorgungsrealität nach einer Lungenembolie ist geprägt von Unsicherheit – sowohl auf Seiten der Patient:innen als auch bei den behandelnden Ärzt:innen. Die Symptome sind diffus, eine objektive Definition für Leistungsminderung fehlt, und auch die Frage, welche Gesundheitsparameter sinnvoll erfasst werden sollten, ist bisher nicht eindeutig geklärt 

Hinzu kommt: Eine engmaschige Nachsorge ist im heutigen Gesundheitssystem nicht flächendeckend umsetzbar. Es fehlen personelle Ressourcen, medizinisch geeignete Instrumente und systemkompatible Modelle, um eine kontinuierliche, qualitätsgesicherte Begleitung zu gewährleisten. Für viele Betroffene bedeutet das: Sie fallen nach der Entlassung in ein Versorgungsvakuum – mit potenziell vermeidbaren Risiken. 

Die Lösung: lebenDIG setzt auf hybride Versorgung und digitale Unterstützung 

Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt lebenDIG ins Leben gerufen – ein vom Land Nordrhein-Westfalen gefördertes Vorhaben im Rahmen des EFRE/JTF-Programms im Zusammenhang des Innovationswettbewerbs „Gesünder.IN.NRW“. Ziel ist es, ein hybrides Versorgungskonzept zu entwickeln, das die medizinische Nachsorge nach Lungenembolie neu denkt – strukturiert, digital gestützt und im Alltag verankert. 

Im Zentrum steht eine plattformbasierte Lösung, die Patient:innen nach dem Klinikaufenthalt entlang eines individuellen Patientenpfads begleitet. Über eine App erhalten Sie nicht nur verständlich aufbereitete Informationen zur Erkrankung und zur Therapie, sondern auch die Möglichkeit, ihren Gesundheitszustand selbst zu monitorieren. Die App wird so zum täglichen Begleiter und zur Schnittstelle zwischen Patient:in und ärztlicher Nachsorge – mit dem Ziel, den Genesungsfortschritt objektiver bewerten zu können und bessere Entscheidungen für den weiteren Therapieverlauf zu ermöglichen. Ein Zusatzeffekt: Das Gesundheitsverhalten der Betroffenen ist expliziter Teil des versorgungsinhaltlichen Konzepts und somit Sekundär- sowie Tertiärprävention von hohem Stellenwert. 

Dabei geht es nicht nur um Technologie, sondern um echte Versorgungslösungen: lebenDIG orientiert sich an medizinischen Leitlinien und validiert, wie digitale Tools sinnvoll in die Behandlungspfade der Nachsorge integriert werden können. Das Projekt versteht sich dabei ausdrücklich nicht als Prototyp-Entwicklung, sondern als Vorbereitung auf eine dauerhafte Integration in die Regelversorgung. 

Gleichzeitig wird geprüft, wie sich ein solches Modell wirtschaftlich tragfähig gestalten lässt: Von der Vergütung über die Kooperation mit Krankenkassen bis hin zur Einbindung von Fachärzt:innen, Hausärzt:innen und weiteren Gesundheitsakteuren. 

Projektansatz: Nutzerzentriert, evidenzbasiert, agil 

Das Projekt lebenDIG wird von einem interdisziplinären Konsortium getragen, das medizinische, technologische und strategische Kompetenzen vereint: 

  • Novadocs übernimmt die technische Umsetzung der plattformbasierten Lösung und bringt umfassende Erfahrung in der Softwareentwicklung im Gesundheitswesen ein. 
  • _fbeta verantwortet das Projektmanagement und forciert die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells für die Integration in die Regelversorgung. 

Gemeinsam verfolgt das Konsortium das Ziel, eine alltagstaugliche, interoperable und wirtschaftlich tragfähige Lösung für die digitale Nachsorge zu schaffen. 

  1. Projektfortschritt: Von der Bedarfsanalyse zur Entwicklung 

Das Projekt lebenDIG befindet sich aktuell in der aktiven Umsetzungsphase. Die ersten Monate standen im Zeichen der Anforderungsanalyse, medizinischen Validierung und Produktdefinition

Drei zentrale Workshops markierten dabei wichtige Meilensteine: 

  • Workshop 1 zur fachlichen Spezifikation und Potenziale hybrider Nachsorge 
  • Workshop 2 zu Analyse des Marktes und der Vergütungsoptionen 
  • Workshop 3 zur konkreten Produktdefinition der App-basierten Begleitung 

Auf Basis dieser Erkenntnisse werden im nächsten Schritt die technische und inhaltliche Spezifizierung der technischen Lösung umgesetzt – mit dem Ziel, eine alltagstaugliche, digitale Begleitung zu entwickeln, die medizinisch sinnvoll und anwenderfreundlich ist. Im Anschluss beginnt die iterative Entwicklung des Prototypen . Parallel dazu werden Optionen des Geschäftsmodells konkretisiert, geprüft und verfeinert. 

Ausblick: Modellprojekt mit Potenzial zur Regelversorgung 

lebenDIG will kein Einzelprojekt bleiben. Vielmehr versteht sich das Vorhaben als Wegbereiter für eine moderne, digitale Nachsorge – nicht nur für die akute Lungenembolie, sondern auch für andere chronische Erkrankungen. Die entwickelten Lösungsmuster sollen übertragbar und skalierbar sein, um eine echte Veränderung in der Versorgungslandschaft zu ermöglichen. Das Problem der schwierigen Verstetigung eines multimodalen Monitorings entlang sektorenübergreifenden Versogrungspfade ist ein generelles und lebenDIG kann, darf und soll Wegbereiter für dessen Lösung sein. Ziel ist es, ein belastbares Geschäftsmodell und eine digitale Infrastruktur zu schaffen, die sich in der Regelversorgung wiederfindet – mit Unterstützung der Krankenkassen, unter Einbindung von Leistungserbringern, und mit echtem Mehrwert für die Patient:innen. 

Jetzt gemeinsam neue Wege in der Nachsorge beschreiten 

Sie möchten erfahren, wie hybride Versorgungskonzepte konkret funktionieren können? Oder interessieren sich für Kooperationen im Bereich digitaler Nachsorge? 

Ansprechpartnerin
Hannah Schick 📧 E-Mail

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