Wie gelingt eine patientenzentrierte, hybride Nachsorge nach akuter Lungenembolie?
Dieser Frage sind wir beim ersten Experten-Workshop am 20. Mai 2025 nachgegangen – gemeinsam mit zwei führenden medizinischen Köpfen der kardiopulmonalen Versorgung:
- Prof. Dr. med. Stavros Konstantinides, Universitätsmedizin Mainz und European Society of Cardiology
- Prof. Dr. med. Stephan Rosenkranz, Universitätsklinikum Köln und Experte für pulmonale Hypertonie
Wir danken beiden herzlich für die kritischen Rückfragen, die praxisnahen Impulse – und vor allem für ihre Bereitschaft, unsere Produktidee nicht zu schonen, sondern durch fundiertes Feedback weiter zu schärfen. Der intensive Austausch hat gezeigt, dass wir mit unserem Ansatz wichtige Fragen der medizinischen Nachsorge treffen – und noch viele offen sind, die es gemeinsam zu beantworten gilt.
Erkenntnisse aus dem Workshop: Vier zentrale Impulse
Modularität im Fokus: Das „Taschenmesserprinzip“
Unser Ansatz, die digitale Nachsorge nach akuter Lungenembolie modular zu gestalten, wurde klar bestätigt. Die Möglichkeit, je nach klinischer Ausgangssituation und individuellem Bedarf passende Module zusammenzustellen – etwa Vitalparameter-Monitoring, Bewegungsanalysen oder digitale Gesundheitscoachings – schafft Flexibilität und Relevanz zugleich.
Gesundheit ganzheitlich: Hybrid heißt auch Versorgung und Gesundheitsförderung
Die Nachsorge soll nicht allein den physischen Zustand erfassen – sondern auch verhaltensbezogene Aspekte in den Blick nehmen. Dazu gehört, die Leistungsfähigkeit der Patient:innen präziser zu definieren und objektivierbar zu machen, aber auch gezielte Impulse für gesundheitsförderliches Verhalten zu geben. Der Fokus liegt damit auf einer salutogenetischen Nachsorge, die stärkt, motiviert und langfristig wirksam ist.
Nachsorge als gemeinschaftliche Aufgabe und Prozess neu denken
Nachsorge ist mehr als ein einzelner Kontrolltermin. Es geht darum, kardiopulmonale Folgeerkrankungen zu verhindern und den Wiedereinstieg ins Leben zu begleiten – sektorenübergreifend, kontinuierlich und digital unterstützt. Das bedeutet: Eine App allein reicht nicht. Es braucht ein neues Verständnis von interorganisationaler Zusammenarbeit in der Nachsorge – zwischen Kliniken, Hausärzt:innen, Spezialambulanzen und Patient:innen selbst.
Der richtige Startpunkt: Noch offen, aber entscheidend
Ein zentraler Diskussionspunkt im Workshop war die Frage nach dem optimalen Startzeitpunkt für die lebenDIG-Lösung in der Patientenreise. Mehrere Optionen stehen im Raum: Soll der Einstieg noch im klinischen Setting erfolgen, um Versorgungslücken direkt zu vermeiden? Oder braucht es einen separaten Termin, etwa in spezialisierten Ambulanzen oder bei niedergelassenen Fachärzt:innen? Denkbar ist auch der Start über den „als Standard gelebten“ hausärztlichen Vorstellungstermin, etwa über eine Verordnung der App als DiGA. Jede Option bringt eigene Vor- und Nachteile mit Blick auf klinische Umsetzbarkeit, psycho-emotionale Verfassung der Betroffenen oder Akzeptanz bei professionellen Anwender:innen. Entsprechend variieren auch Anforderungen und sowie Nutzenversprechen. Diese Fragen werden wir im weiteren Projektverlauf gemeinsam mit medizinischen, technischen und ökonomischen Perspektiven sorgfältig prüfen.
Wie geht es weiter?
Mit diesen Impulsen im Gepäck starten wir nun motiviert in die nächste Phase des Projekts: die Produktkonzeption, das Geschäftsmodell-Design und das technische Prototyping. Unser Ziel ist eine hybride Versorgungslösung, die nicht nur medizinisch sinnvoll, sondern auch nachhaltig implementierbar ist.
Über lebenDIG
Das Projekt lebenDIG wird im Rahmen des Innovationswettbewerbs „Gesünder.IN.NRW“ durch das EFRE/JTF-Programm NRW 2021–2027 kofinanziert – mit Unterstützung der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen.
Projektpartner
_fbeta GmbH (Projektleitung) | Herz- und Diabeteszentrum NRW (klinischer Partner) | novadocs GmbH (technischer Partner)