Abschlussbericht zum Teilprojekt „dDMP Diabetes“ im Projekt DiGA.Pro: Neue Impulse für die digitale Gesundheitsversorgung von Menschen mit Diabetes 

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dDMP Abschlussbericht

Die Behandlung von chronischen Erkrankungen wie Diabetes erfordert eine kontinuierliche und strukturierte Versorgung. Regelmäßige Arztkontakte, die Überwachung von Gesundheitsdaten durch den Betroffenen und individuelle Lebenslagen berücksichtigende Therapieanpassungen sind notwendig, um das Leben der Patienten mit der Erkrankung zu erleichtern und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Trotz aller individuellen Bemühungen gibt es oft Lücken in der Kommunikation und im Datenaustausch zwischen Patienten und Ärzten. Wichtige Gesundheitsdaten bleiben ungenutzt, da sie für den Arzt nicht verfügbar sind und bestehende technologische Möglichkeiten werden nicht vollständig ausgeschöpft. So entstehen getrennte Datenwelten bei Arzt und Patient, die das schnelle Reagieren auf Veränderungen des Zustands des Patienten und eine Personalisierung der Therapie erschweren.   

Mit der Einführung der Disease-Management-Programme (DMP) vor über 20 Jahren hat Deutschland einen bedeutenden Schritt gemacht, um Menschen mit chronischen Erkrankungen strukturiert und engmaschig zu betreuen. Neue digitale Hilfsmittel, DiGA und nicht zuletzt auch die digitalen Dienste der nationalen eHealth-Infrastruktur können gut in den gegebenen Rahmen von DMP eingepasst werden und dazu beitragen, die benannten Schwachstellen zu beheben. Hier setzen die mit dem Digital-Gesetz (DigiG) neu eingeführten digitalen Disease-Management-Programme (dDMP) an. 

Klassische DMP: strukturierte und leitlinienkonforme Versorgung – nur punktuell digital 

In die Disease-Management-Programme (DMP) zum Diabetes Typ-2 und Typ-1 sind in Deutschland insgesamt knapp 5 Millionen Menschen eingeschrieben und erhalten eine strukturierte und leitlinienkonformer Versorgung. Diese Programme sind darauf ausgelegt, die Eigeninitiative der Patienten zu fördern und sie im Umgang mit ihrer Erkrankung zu unterstützen. Prozesse und Strukturen der DMP Diabetes sind jedoch von der insbesondere auf der Seite der Patienten stattfindenden Digitalisierung bisher weitgehend unberührt geblieben: Viele digitale Innovationen, wie z. B. Handy-Apps zur Diabetes-Überwachung oder Hilfsmittel zur kontinuierlichen Gewebezuckermessung, sind nicht in die Versorgungsprozesse integriert, sodass vollständig voneinander getrennte Datenwelten bei Ärzten und Patienten entstehen. Datengetriebene, versorgungsinhaltliche Prozesse zur Versorgung von Menschen mit Diabetes konnten sich daher bisher nicht entwickeln. Hier liegt ein erhebliches Verbesserungspotenzial, das durch das digitale DMP erschlossen werden soll. 

Das Projekt DiGA.Pro: Ein neuer Ansatz für eine hybride Versorgung 

Mit dem im März 2024 in Kraft getretenen Digital-Gesetz (DigiG) ist der G-BA mit der Ausarbeitung von digitalen DMP Diabetes (dDMP Diabetes) beauftragt worden. In dem vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekt DiGA.Pro wurde im Teilprojekt „digitales DMP Diabetes“ untersucht, wie Versorgungsprozesse innerhalb der bestehenden Strukturen und Regulatorik eines DMP so digitalisiert werden können, dass eine an den Zielen des dDMP – Verbesserung des Behandlungsablaufs und der Qualität der medizinischen Versorgung – ausgerichtete hybride Versorgung entsteht.  

Hierzu wurden versorgungsinhaltliche Kernelemente mit Prozessinnovationen aus Innovationsfondsprojekten und Selektivverträgen sowie mit technischen Produktinnovationen aus dem Hilfsmittel- und DiGA-Bereich und digitalen Anwendungen der nationalen eHealth-Infrastruktur verbunden. So können die Versorgungsabläufe der Leistungserbringer, das Gesundheitshandeln der Patienten, die Nutzung von Daten und digitale Prozesse zu einer nachhaltigen und patientenzentrierten Gesundheitsversorgung integriert werden. 

Steuerpunkte und Eskalationshierarchien: Die Bausteine der digitalen Versorgung 

Im Projekt DiGA.Pro wurden zwei zentrale Konstrukte zur Konzeption einer digital gestützten Versorgung vorgeschlagenen, die eine nahtlose Integration digitaler und analoger Maßnahmen gewährleisten: 

  • Steuerpunkte greifen das Prinzip der partizipativen Entscheidungsfindung auf und umfassen Problemstellungen im Versorgungsprozess sowie die damit verbundenen Handlungsoptionen, sowohl analog als auch digital. Ein einfaches Beispiel ist der Steuerpunkt „Durchführung eines Regeltermins bei unauffälligem Verlauf“, der als Praxistermin, Videosprechstunde oder Text-Chat umgesetzt werden kann. 
  • Eskalationshierarchien dienen der Verzahnung analoger und digitaler Maßnahmen zu einem hybriden Versorgungsablauf. Ein bekanntes Beispiel im Bereich der Versorgung des Typ-2-Diabetes ist die Eskalation der Therapie von lebensstiländernden Maßnahmen über verschiedene Stufen der Medikationstherapie und eine basal unterstütze orale Therapie bis hin zur intensivierten Insulintherapie. 

Im Projekt DiGA.Pro wurden beispielhaft Steuerpunkte und Eskalationshierarchien aus den Themenfeldern Therapieplanung/-steuerung, Therapiedurchführung/-begleitung sowie Partizipation und Motivation ausgearbeitet. Es konnte gezeigt werden, dass die über Steuerpunkte und Eskalationshierarchien abgebildete Logik der wechselseitigen Inbeziehungsetzung von Versorgung und Technik geeignet ist, digital gestützte Versorgungsabläufe zu konzipieren.

Digitale Grundausstattung und Einführungshorizonte des digitalen DMP 

Im Rahmen des Projekts DiGA.Pro wurden drei Einführungshorizonte für eine insbesondere aus TI-Messenger, „ePA für alle“ und elektronischen Termindiensten bestehende digitale Grundausstattung des dDMP Diabetes vorgeschlagen: 

  • Erster Einführungshorizont: Verbesserung des Informationsaustauschs und flexiblere Prozesse durch digitale Funktionen wie ePA, Terminsuche und -buchung sowie TI-Messenger. Diese Tools sollen den Informationsaustausch zwischen den Akteuren verbessern und flexibler gestalten. 
  • Zweiter Einführungshorizont: Weiterentwicklung digitaler Umsetzungen und Einführung der dDMP-ePA-Anwendung zur zentralen Verwaltung behandlungsrelevanter Informationen. Dies ermöglicht eine bedarfsgerechte Bereitstellung von Daten für Ärzte und Patienten. 
  • Dritter Einführungshorizont: Nutzung von Hilfsmitteldaten zur Analyse und Begleitung des Patienten sowie die Anbindung an die nationale eHealth-Infrastruktur. Ziel ist die Bereitstellung einer digitalen Versorgungsplattform, die innovative, datengetriebene Anwendungen zur Therapiesteuerung, -unterstützung und -begleitung integriert. 

Empfehlungen und Ausblick 

Der Abschlussbericht von DiGA.Pro enthält etwa 60 Empfehlungen zur Ausgestaltung und Umsetzung des digitalen DMP Diabetes. Diese richten sich an verschiedene Akteure im Gesundheitswesen und bieten eine solide Grundlage für die Weiterentwicklung digital gestützter Versorgungsabläufe. 

Hier können Sie den vollständigen Abschlussbericht herunterladen: Abschlussbericht DiGA.Pro 

Präsentationen und regelmäßig weitere aktuelle Infos: Themenseite „digitales DMP“ 

Ansprechpartner

Dr. Jörg Caumanns

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